Den ursprünglichen Grundriss der Nikolaikirche müssen wir uns ohne die großen Anbauten an beiden Längswänden und ohne Pfeiler und Gewölbe im Inneren vorstellen. Es handelt sich um einen langgestreckten Saal aus sauber geschichteten Feldsteinquadern mit einem glattem Abschluss nach Osten. Der quadratische Turm im Westen ist in der Breite nur wenig gegenüber dem Schiff eingezogen. Das Dach war einmal wesentlich höher und steiler, wie der sich durch dunkle Mauersteine deutlich abhebende Umriss des alten Daches an der Turmostwand über dem jetzigen Dachfirst verrät.

Im Inneren besaß dieser Bau ursprünglich vermutlich eine flache, mit Brettern belegte Balkendecke. Der in den oberen Teilen mehrfach veränderte Turm wurde in seinen unteren, aus Feldsteinquadern gemauerten Teilen vermutlich gleichzeitig mit dem Kirchenschiff errichtet. An den Gebäudeecken fallen alle zwei- bis drei Schichten besonders lange Quader auf, die der Eckverzahnung der Wände dienten. Die gequaderten Außenseiten der Wände kaschieren, dass sich hinter dieser Schale ein gegossener Mauerkern aus Mörtel und kleinerem Steinbruch verbirgt.

Schmerzlich ist der Verlust des achteckigen oberen Turmgeschosses durch die Zerstörung im II. Weltkrieg. Das jetzige Zeltdach wurde in der Nachkriegszeit aufgesetzt. Im Laufe seiner Geschichte war der Turmaufsatz mehrfach zerstört und jeweils in den Bauformen der Zeit erneuert worden. (siehe dazu den Abschnitt zum Turm).

Die in der Quadertechnik ebenso wie das Langhaus gestalteten, den Raum querschiffartig nach den Seiten öffnenden, sich im Norden und Süden gegenüberliegenden Anbauten entstanden vermutlich nur wenig später als der langgestreckte Ursprungsbau. Da im Inneren alle Wandbereiche dick verputzt sind, ist es schwierig, Spuren baulicher Veränderungen im Innenraum nachzuweisen. Bemerkenswert sind die aus Backstein gemauerten Ziergiebel und aufwändig profilierten Bachsteinportale beider Anbauten.

Der aus Backstein aufgemauerte, mit einem steigenden Spitzbogenfries und schmalen senkrechten Streben verzierte Ostgiebel weist nur noch im unteren Drittel noch Bereiche mit älterem Mauerwerk auf. Der obere Teil wurde nach dem Krieg in der alten Form rekonstruiert.

Die jetzigen großen spitzbogigen Fensteröffnungen mit gemauerten Faschen und gusseisernem Maßwerk gehen auf die durchgreifende neugotische Umgestaltung der Nikolaikirche im 19. Jahrhundert zurück. Zum Aussehen der ursprünglichen Fenster gibt es einen deutlich Befund im östlichen Bereich der Südwand (siehe Abschnitt Baubefunde).


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