Der mächtige Turmunterbau besteht ebenso wie das Langhaus und die beiden großen Kreuzarme an den Seiten aus sauber gelagerten Feldsteinschichten. Auf der Südseite sind es vierundvierzig über dem jetzigen Bodenniveau sichtbare Schichten übereinander, pro Schicht von etwa dreißig gespaltenen Feldsteinen – das macht rund 1.320 Steine. Auf der Westseite, wo die Feldsteinaufmauerung oben sehr unregelmäßig endet, sind in der Breite etwa fünfunddreißig Steine verbaut.
Erst einmal mussten große Feldsteine von annähernd gleicher Größe gesammelt werden, dann wurden diese Steine von Steinschlägern gespalten, um glatte Flächen für die Außenseiten zu erhalten und die Rundungen an den Seiten weggeschlagen, um die Steine wenigstens von einer Seite annähernd in Quaderform zu bringen. Die nicht sichtbare Innenseite behielt die natürliche Rundung. Die so behauenen Steine bilden nur die äußeren Schalen der sehr dicken Wände. Der Raum innerhalb der Mauerschalen wurde mit Mörtel und kleinerem Steinbruch verfüllt. An Ruinen mittelalterlicher Feldsteinbauten lässt sich diese Mauertechnik manchmal gut beobachten.
Wie viel Kraft und Zeit wird es beansprucht haben, die tausenden von Feldsteinen zu sammeln, zu spalten, zu bearbeiten, anzufahren (oder wurden sie erst hier auf der Baustelle bearbeitet?), hoch auf die Holzrüstung zu bringen und zu legen?
Das aus sehr akkurat behauenen Quadern erbaute, vierfach gestufte Westportal wird gesondert beschrieben. Oben sind in das Feldsteinmauerwerk des Turmes jeweils einfach gestufte kleine spitzbogige Zwillingsfensteröffnungen mit Gewänden aus rotem Backstein mittig eingefügt. Es sind vermutlich die frühesten am Bau erhaltenen Backsteine und baugeschichtlich etwa Ende des 13. Jahrhunderts bzw. um 1300 einzuordnen.
Der obere Teil des Turms ist im späten Mittelalter aus gelblichem Backstein errichtet worden. Der Denkmalpfleger Hugo Lemke (1835-1925) datierte diesen Teil des Baues in dem 1900 erschienen Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Ueckermünde auf um 1500.
Oberhalb eines umlaufenden Kaffgesimses zieren die West-, Süd- und Nordseite jeweils drei große Spitzbogenblenden, welche rundbogige Zwillingsblenden mit einer Kreisblende darüber überfangen. Die Formsteine der Rahmungen weisen innen eine Kehle auf. In den mittleren Blenden sind anstelle der Zwillingsblenden jeweils Lukenöffnungen eingearbeitet. Die Gestaltung auf der Westseite weicht etwas ab. Hier befindet sich rechts (auf der Südseite) unter der nach unten verkürzten Spitzbogenblende eine zusätzliche Kreisblende.
Zahlreiche Wechsel in der Brandfarbe, im Format der Backsteine und im Mauerwerksverband sowie zugesetzte Öffnungen sind Hinweise auf häufige Reparaturen.
Den jetzigen schlichten Dachabschluss bekam der Turm erst bei der Wiederherstellung nach den schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg. Der reizvolle achtseitige Turmaufsatz ging leider im Krieg zugrunde. Im Staatsarchiv Stettin liegt eine Akte aus dem Herzoglich Wolgaster Archiv Nr. 1510 betreffs „Kirchen und Pfarr Bau Sachen der Stadt Pasewalk de 1607“. Darin ist in den Jahren 1607/08 von Holz zum Bau des Turmes von St. Nikolai die Rede.
Ob der seinerzeit im Bau befindliche Turmaufsatz bis 1945 überdauert hat, ist zweifelhaft. Pasewalk erlebte im 17. Jahrhundert mehrere verheerende Brandkatastrophen. Möglicherweise wurde der eingezogene achteckige Aufsatz mit einer hohen spitzen Pyramide erst beim Wiederaufbau nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges errichtet. Sicherlich stammt er zumindest noch aus dem 17. Jahrhundert. Die acht Seiten waren horizontal in zwei mit verschiedenen Blenden geschmückte Zonen untergliedert. Unten waren es Rundbogenblenden, darüber Rechteck-Blenden mit zusätzlichen S-förmigen, aus Mauersteinköpfen gebildeten Voluten. Den gesamten Turmaufsatz wird man sich in dieser Zeit verputzt vorzustellen haben. Das ursprüngliche Holzschindeldach wurde vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts oder im frühen 20. Jahrhundert durch eine Schiefereindeckung ersetzt.
Rund dreihundert Jahre prägte dieser hohe spitze Turmhelm das Aussehen der Nikolaikirche und damit auch die Stadtsilhouette Pasewalks. Die stadtbildprägende Funktion von Kirchtürmen innerhalb einer sonst meist höchstens zwei- bis dreigeschossigen Bebauung lässt sich gut auf den alten Stadtansichten (siehe Abschnitt zur Lage der Nikolaikirche) studieren.
Das Aussehen des 1945 zerstörten Turmaufsatzes mit der hohen Pyramidenspitze überliefern u. a. zwei Fotografien des Architekten Prof. Otto Stiehl (1860-1940) von 1908, die sich in der Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin befinden sowie Zeichnungen A. Holzwigs von 1913.